Die zakāt al-fiṭr ist eine Verpflichtung für jeden, der die Höhe der zakāt al-fiṭr als Überschuss für mindestens einen Tag inklusive der Nacht besitzt. Der Haushaltsvorstand muss für jeden Einwohner (für den er im Haushalt Verantwortung trägt) die zakāt al-fiṭr entrichten. Jedoch soll die zakāt al-fiṭr nicht als Verpflichtung, sondern vielmehr als Gnade wahrgenommen werden, denn durch diese werden Verfehlungen innerhalb des Ramadans vergeben:
Ibn Abbas (ra) berichtete:
Der Gesandte Allahs (saw) erlegte demjenigen, der fastet, zakāt al-fiṭr auf, als Reinigung vom leeren Gerede sowie anstößigen Handlungen, und für den Zweck, der Nahrungsvorsorge für die Bedürftigen. Sie wird für denjenigen als Zakat angenommen, der ihr nachkommt, bevor er das Id-Gebet verrichtet, und es ist Sadaqa für denjenigen, der ihr nach dem Gebet nachkommt..Abu Dawud (r), Ibn Madscha (r) und ad-Daraqutni (r)
Für dieses Jahr (2019) ist die zakāt al-fiṭr von der humanitären Hilfsorganisation Muslime Helfen (muslimehelfen.org) mit 7,-€ und bei Islamic Relief (islamicrelief.de) auf 10€ beziffert worden. Übrigens sind beide Organisationen seit Jahren als gemeinnützig1 anerkannt, womit einhergeht, dass der Anteil der Spende, welche sie für ihre eigenen Verwaltung verwenden dürfen, geringer ist als der anderer, nicht gemeinnütziger Hilfsorganisationen – es kommt also mehr von der Spende an die Bedürftigen an.
Die Form der zakāt al-fiṭr
Die zakāt al-fiṭr wurde in der Prophetenzeit nur in Form von Lebensmitteln abgegeben. Im Zeitalter der Prophetengefährten (ra) wurde bereits die Form der Handlung geändert- jedoch der Sinn weiterhin berücksichtigt, wie wir aus dem folgenden Bericht entnehmen:
Abū Saʿīd al-Ḫuḍrī (ra) sagte:
Wir gaben zu Lebzeiten des Gesandten Allāhs (saw) im Namen jedes Kindes, älteren Menschen, freien Menschen und Klienten einen sāʿ Nahrungsmittel oder einen sāʿtrockenen Hüttenkäse oder einen sāʿ Gerste, einen sāʿ Datteln oder einen sāʿ Rosinen als zakāt al-fiṭr. Wir fuhren fort dies zu tun, bis Muʿāwiya zu uns kam, um die ḥaǧǧ oder die ʿumra zu verrichten. Er sprach die Menschen von der Kanzel aus an und sagte zu ihnen: ‚Ich sehe, dass zwei mudd2) Weizen aus Syrien einem saʿ Datteln entsprechen.’ Die Leute nahmen dies an.“ Abu Sa’id jedoch entgegnete: „Ich werde weiter das geben, was ich zu geben pflegte, nämlich einen sāʿ (d.h.vier mudd), solange ich lebe.’Überliefert von al-Buḫārī u. Muslim
Wir können hier beobachten, wie bereits die vom Propheten (saw) vorgegebene Form, nämlich Hohlmaße von Grundnahrungsmitteln, von einigen Prophetengefährten geändert wurde und man den Wert, nicht das Maß der Lebensmittel berücksichtigte. Die rein monetäre Zahlung der zakāt al-fiṭr wurde damals vom wohl vorzüglichsten Zeitgenossen der Prophetengefährten, al-Ḥasan al-Baṣrī (r), und auch vom dem fünften rechtschaffenen Kalifen ʿUmar b. ʿAbd al-ʿAzīz (r) als statthaft betrachtet. In der heutigen Zeit sind aš-Šayḫ al-Qarḍāwī (h), aš-Šayḫ Saʿūd al-Funaysān (h), (ehemaliger Professor an der al-Imām Universität in Riyad sowie aš-Šayḫ Salmān al-ʿAudah (h), ebenfalls dieser Auffassung, wohingegen aš-Šayḫ Ibn ʿUṯaymīn (r) und aš-Šayḫ Ibn Bāz (r) dies vehement ablehnen.
Was die Ansicht der Befürworter der Möglichkeit der monetären Zahlung weiterhin stützt, ist, dass der Prophet (saw) den Sinn der zakāt al-fiṭr erläuterte:
Befreit sie (die Bedürftigen) an diesem Tag von der Bedürftigkeit.Überliefert von al-Bayhaqī und ad-Dāraquṭnī
Diesem erwähnten Zweck ist besser durch die Zahlung des Geldbetrags gedient, denn:
- Hiesiges Problem, hier Abnehmer für das Essen zu finden – wobei aktuell gesagt werden muss, dass sich in sehr vielen Moscheegemeinden bedürftige muslimische Flüchtlinge vor allem aus Syrien für die Tarawiehgebete aufhalten
- Man kauft importiertes Essen ein, verpackt es um es dann ressourcenaufwendig (Zeit und Geld) zu verschicken
- Eventuell schädigt man die dortige Wirtschaft, wenn beispielsweise Bauern in Somalia keine Abnehmer für ihre Produkte finden, weil die Bewohner es nicht vermögen und gleichzeitig aus dem Ausland mit Lebensmitteln des Auslandes versorgt werden. Sicherlich würden die Bedürftigen vor Ort immer Geld gegenüber Lebensmitteln vorziehen!
Gelehrtenauffassungen bezüglich des Zeitpunktes der Entrichtung der zakāt al-fiṭr
I. Gülap, Mitarbeiter von Islamic Relief meint, dass es grundsätzlich zu bevorzugen ist, wenn die zakāt al-fiṭr früh abgegeben wird, denn so haben Hilfsorganisationen mehr Zeit für die Weiterleitung dieser. I. Gülap ist wie folgt zu erreichen: i.gulap@islamicrelief.de und 0176 – 300 499 59.
Wir sehen im Folgenden, dass das Meinungsspektrum der Gelehrten es ermöglicht, die zakāt al-fiṭr früh zu entrichten:
Malik (r) und Ahmad (r) (in seiner wohlbekannten Ansicht) | zakāt al-fiṭr ist nur zulässig, wenn ihr ein oder zwei Tage im Voraus nachgekommen wird. |
Ibn Umar | Ibn Umar (ra) pflegte ein oder zwei Tage vor Ende des Ramadans die zakāt al-fiṭr zu zahlen |
Asch-Schafi'i (r) | Es ist möglich, zakāt al-fiṭr ist zu Beginn des Ramadan zu zahlen. |
Abu Hanifa (r) | zakāt al-fiṭr ist vor Ramadan zulässig |
Falls es jedoch verpasst wird, die zakāt al-fiṭr vor dem Festgebet zu entrichten, so entfällt diese dadurch nicht. Vielmehr bleibt die Schuld, solange sie nicht abbezahlt ist – und sei dies durch die Hinterbliebenen nach dem Tode des bei Allah und den Bedürftigen Verschuldeten.
- Für mehr Infos: http://de.wikipedia.org/wiki/Gemeinn%C3%BCtzig [↩]
- Ein sāʿ (صاع) ist ursprünglich ein Hohlmaß welches heutzutage auf 2512 bzw. 2430 Milliliter beziffert wird. Weiterhin haben Gelehrte für die heutige Zeit diese Maßeinheit auch in Gewicht umgerechnet (2035 Gramm bzw. 2600 Gramm). Ein sāʿ (صاع) macht vier mudd (مد), vgl. http://ar.wikipedia.org/wiki/%D8%B5%D8%A7%D8%B9 (zuletzt abgerufen am 20.05.2014 [↩]